Aus der Chronik des MGV Goisern


Die Chronik


Als die Postkutsche noch durch Goisern fuhr, auf der Traun die Salzschiffe zu sehen waren und die Bergschuhe aus Goisern schon weitum geschätzt wurden, entstand 1859 eine Sängergesellschaft in Goisern.


Dem deutschen Manne ziemt Gesang,

ernst wie sein Aug’, fest wie sein Gang.


So lauten die ersten Zeilen in der Chronik.

Die Pflege des deutschen Gesanges hat in Goisern seit 1859 eine Heimstätte gefunden.

Unter seinen anfänglich 21 Mitgliedern hat der Verein zwei Männer, welche zu den ersten Gliedern der ursprünglichen Sängergesellschaft gehörten; es sind dies die Herren Josef Soukop und Alois Elßenwenger. Soukop, der zum Entstehen der Sängergesellschaft von Goisern den ersten Impuls gegeben, der den ersten Sängern die nötige Unterweisung zuteil werden ließ und die Proben nicht nur mit Fleiß sondern auch mit dem gehörigen Verständnis leitete, bekleidete die Stelle des Chormeisters.

Soukops erste Gesangschüler waren die Herren Friedrich Wiesinger,  Fritz Eder,  Ferdinand Lanner und Eduard von Sydler. Die anfangs nur vier Mann zählende Gesellschaft vergrößerte sich, indem sich die Begeisterung für den Gesang auch anderen mitteilte.


Nun einige wichtige Ereignisse der Gesellschaft:


1861
Sängertreffen in Nürnberg: Die Sänger waren erschienen, um zu beweisen, wie sie einig wären im heiligen Wetteifer für die Pflege deutschen Gesanges und deutscher Gemütlichkeit. Leopold von Sydler, Martin Wiesinger und Alois Elßenwenger bildeten mit Herrn Soukop  das erste Quartett. Das Kleeblatt aus Goisern hat die Freuden und herzerhebenden Momente des Sängerfestes mit den anderen Brüdern genossen.


1863

Als ein anderes wichtiges Ereignis ist zu verzeichnen: der Besuch des „Männergesangvereines Frohsinn“ aus Linz in Goisern im Jahre 1863. Zu einem würdigen Empfang der Linzer Sangesbrüder wurde das vom eifrigen und tüchtigen Mitglied der Gesellschaft, dem im Jahre 1883 verstorbenen Lehrer Franz Perfahl verfasste Motto und Sängergruß  das erste Mal vorgetragen. Dieser Besuch war für die Zukunft der Goiserer Sängergesellschaft gewiß von großer Bedeutung.

Perfahl war zuerst Schulgehilfe in Ansfelden und später Organist in Goisern. Er erteilte Anton Bruckner schon in dessen Kindheit Violinunterricht. In Goisern spielte Anton Bruckner auf Wunsch seines Freundes Franz Perfahl sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche die Orgel. Bei längeren Aufenthalten in Goisern besuchte er auch die Gosaumühle am Hallstättersee und schwärmte bei Freunden vom guten Kaffee der Wirtin Frau Klackl.

(Eine vom Heimatverein und der Kurkommission 1971 gestiftete Gedenktafel am Haus Nr. 34 erzählt von Bruckners Besuchen in den Sommermonaten 1863 – 1880 bei seinem Freund, dem Organisten Franz Xaver Perfahl.)


1871

Schwer traf es die Gesellschaft, als im Jahre 1871 ihr Chormeister, Herr Soukop, in Folge seiner Berufung zum Schulleiter in Ohlsdorf, Goisern verließ. Die Glieder der Gesellschaft bestimmten nun Herrn Fritz Eder zum Nachfolger Soukops als Chormeister.

Ein anderer Mann, der es als eine seiner Aufgaben betrachtet hat, die eifrige Pflege des deutschen Gesanges in Goisern zu fördern, war Herr Dr. Julius Löcker, der seit dem Jahre 1887 die Stelle eines k.u.k. Bezirksarztes in Vöcklabruck einnimmt.


1887

Mit dem 1.Mai 1887 trat Herr Soukop als Lehrer in den wohlverdienten Ruhestand und er schlug seinen Wohnsitz wieder in Goisern auf.


Die Sängergesellschaft wirkte bei verschiedenen Gelegenheiten wie Feierlichkeiten, Trauungen, Begräbnissen bereitwillig mit, auch unterließ sie es nicht, von Zeit zu Zeit
Produktionen zu geben, deren Erträgnis zuweilen einem gemeinnützigen oder wohltätigen Zwecke  gewidmet wurde, sonst aber in die Kasse der Gesellschaft floß.


1889

Wiederholt wurde ausgesprochen, es wäre wünschenswert, dass die Sängergesellschaft sich in einen Gesangverein umgestalte.

Am 20. März 1889 nach abgehaltener Probe lenkte sich das Gespräch abermals auf diesen Gegenstand und die anwesenden Glieder der Gesellschaft beschlossen mit Stimmeneinhelligkeit, die als wünschenswert anerkannte Umgestaltung sei in Angriff zu nehmen und durchzuführen.

Hierauf wurde zur Statutenberatung ein Siebener-Comite gewählt. Das Ergebnis der einzigen Comite-Sitzung war, der Gesellschaft die Statuten des Gmundner-Gesangvereines mit sehr unbedeutenden Abänderungen als für uns passend zu empfehlen.

Die nun folgende Versammlung nahm den Statuen-Entwurf  vollinhaltlich an  und diese wurde mit der Bitte um Genehmigung an die hohe k.u.k. Statthalterei Linz eingesendet.


Nun beschloss die Gesellschaft:

1.Im Monate August, etwa am 15., den 30jährigen Bestand der Sängergesellschaft Goisern und deren Umgestaltung in einen statutenmäßigen Verein festlich zu begehen und zu diesem Feste möglichst viele Gesangsvereine einzuladen.


2.Die bisherige Gepflogenheit, die Proben abwechslungsweise einmal bei Herrn von Sydler und das andere Mal bei Herrn Lanner zu halten,- einzustellen und fortan mit allen Proben bei Herrn Lanner zu bleiben. Es sei dies wegen Aufbewahrung der Musikalien, etwaiger Aufstellung eines Vereinsklaviers wünschenswert.

3.Im Verlaufee des Frühlings eine Sängerfahrt nach Wolfsegg zu machen und ein Programm von Chören zu einem solchen zusammenzustellen.


Endlich am 10. August berief Herr Vorstand Hering die Sänger zu einer außerordentlichen Versammlung  und teilte mit, dass die Statuten am 23. 7. bewilligt und nun genehmigt eingetroffen sind.


Bei Entstehung des Vereines 1889 – Funktionäre


VorstandHering Carl

Vorstand – Stellvertreter Dr. Josef Kubinger

CassierElßenwenger Alois

Chormeister Soukop Josef

Chormeister – Stellvertreter Eder Fritz

SchriftführerFettinger Christian

ArchivarPerfahl Franz


I. TenorII. Tenor

Eder FritzSoukop Josef

Zierler ChristianKlackl Gottfried

Fettinger ChristianLanner Ferdinand

Handstanger LeopoldRetsch Gregor

Fettinger Wilhelm

Eduard von Sydler


I. BassII. Bass

Dr. Josef KubingerHering Carl

Perfahl FranzElßenwenger Alois

SamsWiesinger Friedrich

Huber Leitner Gottfried



26. Mai 1889: Mitwirkung bei der Jahresversammlung des deutschen Schulvereines

31. Dezember 1889: Familienabend in Herrn Lanners Localitäten


1890

9. Feber 1890 Kostüm Kränzchen in Herrn von Sydlers Localitäten

19. Feber 1890  Heringsschmaus in Herrn Lanners Localitäten


Vereinsjahr 1894

Vereinsleitung:

VorstandDr. Josef Kubinger

Vorstand-StellvertreterFettinger Christian

ChormeisterEder Friedrich

Chormeister-StellvertreterFettinger Hugo

SchriftführerLeitner Gottfried

CassierElßenwenger Alois

ArchivarFettinger Wilhelm

HornwarthWallmann Leopold


1895

3. August 1895: Konzert im Erzherzog Marie Valerie Schwefelbade, zugunsten der Suppenanstalt Goisern

2. Oktober 1895: Gesang zum Abschiede des Chormeisterstellvertreter Herrn Hugo Fettinger, welcher als Lehrer an der österr. ung. Schule in Constantinopel ernannt wurde



1896

24. Mai 1896: Sängerbesuch aus Obernberg

8. Juli 1896: Herr Hugo Fettinger aus Constantinopel besuchte den Verein
8. August 1896: Wohltätigkeits-Konzert im Erzherzog Marie Valerie Schwefelbade zugunsten armer Schulkinder

28. September 1896: anlässlich der 25jähr. Kapellmeister-Jubiläumsfeier des Chormeisters Friedrich Eder wurde er für seine meisterhafte Leitung und Leistungen als Chormeister zum Ehrenmitgliede mit Überreichung eines Ehrendiploms ernannt; Jubiläen gab es auch für Herrn Friedrich Wiesinger, Vorstandsstellvertreter und Herrn Franz Atzmannstorfer

30. Dezember 1896: Chor „Abschied“ bei verstorbenen Herrn Josef Steinbrecher, Kaufmann


1898

29. Juni 1898: Sängerbesuch der Wolfsegger:


1899

30. April 1899: Mitwirkung bei der „Deutschen Schulvereinssitzung“

3. Mai 1899: Concert


1902

23. November 1902: Begräbnis von Herrn Alois Elßenwenger (Trauerchor beim Haus „Abschied“, am Friedhof „ Das Grab“)

3. Dezember 1902: Stelzhammerfeier


1905

8. Mai 1905: Schiller-Feier

3  September 1905: Bannerweihe – Hallstatt


1906

5. August 1906: Besuch der Sängergesellschaft „Einklang“ beim Männergesangverein


1918

8.  Dezember 1918: Begrüßungsfeier der Heimkehrer

In einer Randbemerkung über eine kleine Unsauberkeit in der Chronik ärgerte sich Moser und lässt wissen: „Kellnerin Fani R.  unvorsichtiger Weise beschmutzt!“


Häufig wiederkehrende Aktivitäten des Männergesangvereins Goisern (1900 -  1935)  

  1. Statutengemäße Jahresversammlungen

  2. Concerte (Fest-Concerte)

  3. Deutsche Schulvereinssitzungen - Mitwirkung

  4. Gestaltung von Sylvesterabenden (fallweise)

  5. Faschings-Liedertafeln

  6. Frühlings-Liedertafeln


Beim Lesen der Chronik fällt auch auf, dass die vorgetragenen Chöre bei den diversen Veranstaltungen und Zusammenkünften durch viele Jahre hindurch ganz genau verzeichnet sind.


6. Juni 1921: Sängerbesuch aus Wels

16. Juni 1923: Glockenweihe

15. Juli 1923: Kriegerdenkmal – Enthüllung

18. November 1923: Sängerbesuch aus Lauffen

15. Mai 1927: 70jhr. Gründungsfest in Ebensee

4. Juni 1927: Sängerbesuch des MGV Neulerchenfeld / Wien

12. Juni 1927: Sängerbesuch der Mitterndorfer Sänger

19. Juli 1928: Sängerfahrt zum Bundessängerfest in Wien

23. Juli 1928: Besuch der Magdeburger Sänger in Goisern

14. September 1928: Ehrenbrief an Medizinal-Rat Dr. Josef Kubinger

23. September 1928: Josef Putz-Denkmal-Enthüllung

1. Juni 1930: Gau-Sängerfest in Bad Ischl

12. Oktober 1931: Sängerausflug nach Altaussee

21. Mai 1932: Sängerbesuch der Hofgasteiner

9. Oktober 1932: Sänger von Hallstatt in Goisern

12. Oktober 1932: Aufnahme des Lehrers Josef Atzmanstofer in den MGV
Okt. / Nov. 1932: Aufnahme von 15 neuen Sängern

28. Mai 1933: Sängertreffen der Gesangsvereine Bad Ischl und Lauffen

2. Juli 1933: Bundessängerfest des oö. Sängerbundes in Gmunden

Mai 1935: Sängerbesuch aus Schwanenstadt

23. Oktober 1935: Postdirektor i. R. Hans Scheutz in den MGV aufgenommen

5. Oktober 1937: Ehrenvorstand Franz Perfahl verstorben (seit 1886 Sänger, von 1900 bis 1924 zweiter, 1925 bis 1927 erster Chormeister, 1927 – 1933 Vorstand


Zweiter Weltkrieg

10. Mai 1938: In die Wege geleiteter Zusammenschluss des Gesangvereines Bergheimat mit dem MGV;  kriegsbedingte Verzögerung, letztlich kein Bestand

15. Dezember 1940: Chormeister Fritz Eder ein 50er

16. April 1941: Letzte Probe für Jahre

11. April 1944: Franz Moser, Schriftführer für 38 Sängerjahre, gestorben

12. August 1944: Ehrenmitglied Med. Rat. Dr. Josef Kubinger im hohen Alter von 92 Jahren gestorben


Nachkriegszeit

28. Mai 1947: Außerordentliche Hauptversammlung

11. Jänner 1950: erste ordentliche Hauptversammlung

5. Juli 1951: Sängerausflug nach Pürgg

15. Juni 1952: Fahrt ins Blaue

9. November 1952: Enthüllung des erneuerten Kriegerdenkmals


Häufig wiederkehrende Aktivitäten des MGV Goisern (1950 – heute)

  1. Weihnachtskonzerte (ab 1963 Adventsingen)

  2. Singen in den Altenheimen (im Altenheim)

  3. Sängerbälle,  Eisschießen, Sängerbesuche, Sängerausflüge

  4. Josefifeiern (bis in die 80er Jahre)

  5. Frühlingskonzerte bzw. Volksliedersingen


31. März 1954: Lois Neuper Chormeister

11. April 1959: Alt-Sangesbruder Postdir. Hans Scheutz zu Grabe getragen


6. Juni 1959: Festkonzert zum 100. Gründungsjahr

Mitwirkung des Streichorchesters, Festredner Ferdinand Oberthaler

7. Juni 1959: Gedenken beim Kriegerdenkmal mit Kranzniederlegung, anschließend Frühschoppen bei der Goiseremühle, Festsingen der auswärtigen Vereine (Bad Aussee, Bad Ischl, Goiserer Berghoamat, St. Wolfgang) am Nachmittag


17. Jänner 1960: Besuch einer Vorstellung im Landestheater Salzburg „Die Zauberflöte“

2. Juli 1960: Begräbnis von Altchormeister Fritz Eder

2. Dezember 1962: Fahrt zum Salzburger Adventsingen


Am 7. 12. 1963 hielten wir unser 1. Großes Adventsingen im vollbesetzten Festsaal der Hauptschule ab. Dieses Singen, Musizieren und Spielen ist zu einem festen Bestandteil im vorweihnachtlichen Geschehen  Goiserns bis heute geblieben.


Das 125 Jahr-Jubiläum wurde gebührend gefeiert. Am 2. Juni 1984 fand das Festkonzert statt.

Alle Nachbarchöre waren eingeladen: MGV Gosau, MGV Hallstatt, MGV Bad Ischl, die „Berghoamat“, „Alpenrose Bad Ischl“ und der MGV Vres aus Jugoslawien, mit dem eine Verbindung über das Elektrodenwerk Steeg besteht.


Nicht unbeachtet ging auch das Sängerjahr 1999 vorüber: ein Festkonzert, ein großes Buffet mit Gästen und ein deutliches Presseecho machten den 140jährigen Bestand des Männergesangvereins Goisern bewusst.


Im Jubeljahr 2009 beging der MGV Goisern sein 150. Bestandsjubiläum mit einem Festkonzert. Der Verein verzeichnete 42 aktive Sänger (24 Frauen, 18 Männer) und 50 unterstützende Mitglieder.